Februar (öffnen mit Doppelklick)

21.02.2014 10:04

Februar 

Die Honigbiene als Staaten bildendes Nutzinsekt ist ein Wildtier und den Naturgesetzen weit mehr unterworfen als unsere übrigen Nutztiere, die durch den Menschen zu Haustieren umgeformt wurden. Der Unterschied zur Biene besteht darin, dass zumindest in unseren Breitengraden die Nutztiere im Stall gehalten werden und so Futter in Fleisch, Milch, Eier usw. umgewandelt wird. 

Die Honigbiene ist dagegen ein echtes Wildtier, dass zwar durch uns Imker eine unseren Vorstellungen entsprechende Wandlung durchgemacht hat und so durch Auslese unerwünschte Eigenschaften verdrängt und erwünschte Eigenschaften gefördert wurden. Trotzdem ist sie ein Wildtier geblieben, das in der freien Natur Nektar und Pollen sammelt. Ein guter Naturbeobachter kann auch heute noch Verhaltensweisen erkennen, die es der Biene ermöglichte, Jahrmillionen zu überleben.  

Hier einige Beispiele: tragen die Völker nach Beendigung der Brutperiode das Futter von den Randwaben ins Innere, so können wir mit einem strengen Winter rechnen - stellen sie, so wie im Herbst 91 die Bruttätigkeit früher als sonst ein, folgt ein früher Wintereinbruch - kitten sie extrem stark, ist mit einem stürmischen Winter zu rechnen. Auch im Sommer kündigen sich schon Vorzeichen an, die einen verlustreichen Winter vorhersagen. Sehr gute Honigjahre sind meist extreme Schwarmjahre. Was würde nun ein Wildvolk machen, wenn es nur einen begrenzten Raum zur Verfügung hat und so verhonigen würde? Es schwärmt, damit zumindest ein Teil eine Überlebenschance hat. In verhonigten Bauten kann nicht mehr genügend Brut aufgezogen werden, das Volk erreicht nicht die notwendige Überwinterungsstärke und muss zudem noch auf vollen Futterwaben überwintern - es hat also keine Chance zu überleben. Geht ein Schwarm ab, so muss sich dieser eine neue Behausung suchen, einen neuen Wabenbau errichten und kann noch genug Futter sammeln, um überleben zu können.  

Das abgeschwärmte Volk, seiner meisten Flugbienen beraubt, kann nun kaum verhonigen und nach dem Schlüpfen der Brut ist wieder genügend Platz für die neue Brutnestanlage der jungen Königin. Dass dies mit großen Verlusten begleitet war, wenn nach der Schwarmzeit eine Schlechtwetterperiode kam und die Vorschwärme verhungerten oder die jungen Königinnen nicht vom Begattungsflug zurückkehrten, lässt uns die Überlebungskraft der Biene zu ihrer Artenhaltung nur erahnen. Jede Bienenrasse hat sich den jeweiligen Gegebenheiten ihrer Umwelt, in der sie lebte, angepasst und die durch eine natürliche Auslese entstandenen Eigenschaften von Generation zu Generation vererbt. Durch das Einkreuzen von anderen Rassen versuchte man immer wieder die Honigleistung zu verbessern. Der Erfolg blieb meist aus und man besann sich auf eine Auslese der vorhandenen Eigenschaften einer Rasse bis zur extremen Inzucht. Beide Zuchtrichtungen haben dazu geführt, dass wir heute eine überwiegend vom Bienenhalter abhängige Biene haben. Viele der natürlichen Eigenschaften und Regelmechanismen wurden unterdrückt. Das Resultat ist eine verweichlichte Biene, die leicht lenkbar, den Wünschen des Imkers weitgehend entgegenkommt, gute Ernten liefert, aber auch sehr krankheitsanfällig ist. Die letzten Jahre haben uns ganz deutlich vor Augen geführt, wie schnell Umweltveränderungen, wie der vermehrte Rapsanbau oder der Varroabefall Probleme für die heutige Imkerei hervorrufen können. 

Wenn man heute Stimmen hört, die eine Reduzierung der Völkerzahlen fordern, nur um den Honigpreis zu halten, so haben sie die tatsächliche Aufgabe der Biene im Naturhaushalt nicht begriffen. Natürlich wollen wir für unsere Arbeit auch den entsprechenden Lohn. Über 70 % unserer Imker sind Hobbyimker, die vom derzeitigen Preisverfall des Honigs kaum betroffen sind, doch für die Erhaltung der Natur einen bedeutsamen Beitrag leisten. Unsere Politiker haben den Wert der Bienenhaltung erkannt und bemühen sich, Fördermittel bereitzustellen. Auch im Europaparlament bemüht man sich derzeit um die Einführung einer europaweiten Ökoprämie 

Unsere Nebenerwerbs- und Vollberufsimkereien können ihre erzeugten Honigmengen derzeit nicht kostendeckend absetzen. Durch den Strukturwandel im Handel sind sie meist nicht in der Lage, als Einzelanbieter in die Listung einer Großhandelskette zu gelangen. Die in Bayern entstandenen Honigerzeugergemeinschaften waren ein guter Anfang. Doch was ist aus ihnen geworden? Sie verhalten sich genauso wie Einzelimkerbetriebe und machen sich gegenseitig Konkurrenz, um den Honig ihrer Mitglieder absetzen zu können. Auch sie sind zu klein, um sich am Markt zu behaupten.  

Man sollte endlich den zweiten Schritt eines Zusammenschlusses mit einem zentralen Verkaufsmanagement vorantreiben. Nur so wird es in Zukunft möglich sein, das wertvolle Produkt Honig kostendeckend zu vermarkten. Auch der DIB ist gefordert, Dumpingpreise für Deutschen Honig im Einheitsglas, wie sie in der Vergangenheit von einigen Lizenzabfüllern in Verbrauchermarktketten angeboten wurden, zu unterbinden. Diese Aktion hatte doch nur den Zweck, die Imker zu verunsichern und die Erzeugerpreise zu drücken.

 Die sinnlose Diskussion um die elektrische Leitfähigkeit sollte endlich beendet werden. Nach meinen Erfahrungen sagt dieser Messwert nichts über die Honigqualität aus, genauso wenig wie ein hoher Flügelindex bei der Carnica über die Honigleistung. Es gibt ebenso helle Honige mit hohen - wie dunkle Honige mit niedrigen Leitwerten 

Dieser eine Messwert darf nicht dazu führen, Honige abzuqualifizieren, um den Preis zu drücken, wie es derzeit vom Handel praktiziert wird. Wenn ich mich bei meinen Imkerkollegen so umhöre, ist man mit dem Privatverkauf eigentlich sehr zufrieden. Es wird nicht weniger Honig verkauft als in früheren Jahren - es stehen nur wegen der letzten drei guten Jahre noch größere Mengen auf Lager. Dieser Überschuss ist derzeit nicht kostendeckend abzusetzen. Mit diesem Problem werden wir noch einige Jahre leben müssen, wenn es nicht gelingt, die Erzeuger und den Handel an den Verhandlungstisch zu bringen, um eine vernünftige Preisgestaltung für Deutschen Honig zu erreichen.

 Doch wenden wir uns wieder unseren Bienen zu. Das Bienenvolk als Ganzjahresstaat musste Verhaltensweisen entwickeln, um die Bedürfnisse des Volkes über das ganze Jahr zu sichern und Vorkehrungen zu treffen, die den Fortbestand der Art erhalten. Dazu gehört nicht nur die Vorratshaltung und das Schwärmen, sondern auch die Blütenstetigkeit, die die Nahrungsgrundlage für kommende Generationen gewährleistet. Die Anpassung an den Jahresrhythmus wird durch angeborene Entwicklungsabläufe, Reiz- und Regelmechanismen beeinflusst. Heute wissen wir, dass ein Volk im Laufe des Jahres sechs verschiedene Phasen durchläuft und jede dieser Phasen durch ein anderes Verhalten geprägt ist. 

Die erste Entwicklungsphase beginnt mit der ersten Eiablage der Königin. Dazu benötigt das Volk einen Wärmeanreiz von außen. Steigen die Mittagstemperaturen nach der Wintersonnenwende auf +6°C an und dauert diese Wärmeperiode 8 - 10 Tage, beginnt die Königin mit der Eiablage. Das kann in wärmeren Regionen schon Ende Januar sein, in kälteren Regionen entsprechend später. Durch unsere Versuche mit einfachwandigen Holz- und Styroporbeuten in Freiaufstellung konnten wir feststellen, dass die meisten Völker in den einfachwandigen Holzbeuten früher zu brüten begannen - sie hatten den besseren Kontakt zur Außentemperatur oder besser gesagt, sie wurden durch die Sonneneinstrahlung genarrt. Eine anschließende Kälteperiode konnten sie nur durch ihre genügend große Volksstärke, die hier als Puffer wirkte, schadlos überstehen. Ein erhöhter Totenfall und übermäßige Nässebildung waren die Folge. Am Jahresende gehörten diese Frühbrüter nicht zu den Leistungsvölkern. Bei zunehmender Erwärmung und steigenden Mittagstemperaturen auf +10°C erfolgt der Reinigungsflug und die Legeleistung der Königin steigert sich bis zu den begrenzenden Faktoren. Diese sind: die vorhandenen Leerzellen, die Volksstärke, reichliche Futter und Eiweißreserven. So kann z.B. die Entwicklung eines Volkes durch Überfütterung gebremst werden. Nach unseren Waagestockaufzeichnungen braucht ein Volk in den brutlosen Wintermonaten November, Dezember und Januar nur 500 - 600 g Futter. Erst mit Beginn des Bruteinschlages steigt der Verbrauch im Februar auf ca. 3 kg und im März auf ca. 5 kg an. Geringe Volksstärke, zuwenig Futter und Pollenvorräte können ebenfalls die Brutnesterweiterung bremsen. Nun gibt es aber Völker, bei denen alle Voraussetzungen einer zügigen Entwicklung gegeben wären und dennoch zurück bleiben. Schaut man dann ins Völkerbuch, so sind es überwiegend Völker, die entweder beim Abschleudern weisellos waren, spät abgeschwärmt haben oder im Juli umgeweiselt wurden. Es ist noch wenig bekannt, dass Königinnen, die nach der Sommersonnenwende begattet und in Eilage gehen, im Geburtsjahr keine Winterbienen erzeugen bzw. das Volk durch den gestörten Rhythmus keine Winterbienen mehr erstellt. Das hat nichts mit der Qualität der Königin zu tun, im nächsten Jahr verhält sie sich genauso wie Altköniginnen. Wie solche spät begattete Königinnen verarbeitet werden, werde ich zu gegebener Zeit näher erläutern.  

Ein Carnica-Volk geht mit ca. 4.000 Winterbienen und ca. 10.000 Sommerbienen in den Winter.  

Diese 4.000 Winterbienen, die nach ihrem Schlupf keinerlei Arbeiten im Volk verrichten, sondern sich ein Eiweißpolster anmästen, haben im Frühjahr die Aufgabe, die erste Brut aus ihren eigenen Reserven aufzuziehen. Die vorhandenen Pollenreserven liegen zu diesem Zeitpunkt, betrachtet man die geringe Zehrung, noch unter vollen Futterwaben. Bei den nächsten Verwandten unserer Biene, den Hummeln, Wespen und Hornissen, die nur Sommerstaatenbildner sind, sind es die Königinnen, die sich mästen und im Frühjahr aus eigener Kraft ein neues Volk aufbauen. Und noch einen Unterschied gibt es zwischen Sommer- und Winterbienen. Winterbienen können schon bei Temperaturen von 8°C zu Versorgungsflügen - Sommerbienen erst ab 10°C ausfliegen. Hat nun ein Volk zu wenig Winterbienen, so wird die Brutentwicklung, bis von Außen Nachschub kommt, ebenfalls eingebremst. Durch diese angeborene Verhaltensweise und nach einem erfolgten Wärmeanreiz können am Tag des Reinigungsfluges schon kleine Brutflächen vorhanden sein.  

Kündigt sich ein Reinigungsflug an, so sollten vorher die Windeln gezogen werden, damit die Bienen das Gemüll nicht heraustragen können. Auf diesen Windeln kann man so manches ablesen. Die Höhe des Totenfalls, die Anzahl der Gemüllstreifen und die abgefallene Milben. Ein hoher Totenfall deutet auf ein gestörtes Brutverhalten oder eine Krankheit hin. An der Anzahl und der Länge der Gemüllstreifen kann man ablesen, wie stark ein Volk ist, wie weit es gezehrt hat und wo es sitzt. Sitzt es z.B. im Kaltbau auf einer Seite, so sollte man bei nächster Gelegenheit, nicht bei Temperaturen unter 15°C, einen Korrektureingriff vornehmen. Dabei werden auf der gegenüberliegenden Seite des Bienensitzes zwei Futterwaben entnommen, der gesamte verbliebene Bau an die leere Seite gerückt und die beiden Futterwaben, in den nun leeren Raum auf der anderen Seite wieder eingehängt, so dass das Brutnest jetzt in der Mitte der Beute ist.  

Bei Beginn der Bruttätigkeit sollten die Fluglöcher auf 10 cm Breite eingeengt werden. Wir halten die Völker gespannt, dass heißt, wir versetzen sie in eine Art Treibhauseffekt. Sie brauchen jetzt viel Wärme und Feuchtigkeit, um ihre Brut optimal pflegen zu können. Zur Brutpflege erreichen die Temperaturen im Brutnestbereich 35°C und eine 55 - 65 %ige relative Luftfeuchte. Da warme Luft mehr Wasser aufnimmt als kalte, ist der Wasserbedarf zu dieser Zeit besonders hoch. Er wird in erster Linie durch den Niederschlag gedeckt, der durch das Temperaturgefälle zwischen Brutnest und den kälteren Zonen der Beute entsteht. Ist dieser Niederschlag nicht vorhanden, so muss das Wasser von draußen geholt werden, was bei widrigen Wetterverhältnissen zu großen Flugbienenverlusten führen kann. Einige Imker versuchen durch Stocktränken den Völkern Wasser anzubieten und behaupten, dass starke Völker bis zu einem Liter pro Tag abnehmen. 

Das Abnehmen bestreite ich auch gar nicht, nur empfehle ich diesen Imkern den Flug dieser Völker etwas genauer zu betrachten. Die Bienen fliegen mit prallen Hinterleibern ab und kommen leer zurück. Sie versuchen das Wasser, dass sie als Fremdkörper empfinden, aus der Beute zu entfernen. Gesunde kräftige Völker erkennt man an ihren nassen Fluglöchern. Trockene Fluglöcher deuten entweder auf  Brutlosigkeit oder einer zu großen Belüftung hin.

In der ersten Aufbauphase, die bis Ende der Weidenblüte dauert, vollzieht sich im Volk ein Wandel. Die durch die erste Brutpflege verbrauchten Winterbienen gehen ab und werden durch das Schlüpfen der ersten Jungbienen ersetzt. In dieser Aufbauphase sind noch keine äußeren Veränderungen an den Völkern festzustellen. Die Volksstärke kann bei Völkern, die in ihrer Entwicklung durch unsachgemäße Führung wie übermäßige Herbstreizung, Überfütterung, unzeitgemäßes Umweiseln, Nahrungsmangel usw. noch abnehmen.  

Aber auch Witterungsbedingte Einflüsse und Krankheiten können zu einer Schwächung der Völker führen. Die Standortwahl spielt oft über Erfolg oder Misserfolg eine wichtige Rolle. Gerade jetzt im März/April, wenn noch einige Schneeschauer übers Land ziehen, die Flur wie überzuckert aussieht und durch die Sonneneinstrahlung dunkle Flecken entstehen, kann man deutlich zwischen Warm- und Kaltzonen eines Geländes unterscheiden. Oft sind es nur 50-100 m; hier bleibt der Schnee liegen - dort ist er abgetaut. Hat man so einen Platz gefunden, an dem der Schnee schnell abgetaut ist, so kann man feststellen, dass diese ganze Fläche nass ist und die Bienen nur wenige Meter fliegen müssten, um ihren Wasserbedarf decken zu können. In Kaltzonen hilft auch keine Aufstellung einer Tränke, da hier die Temperaturen keine Flugtätigkeit zulassen oder die Bienen an der Tränke verklammen. Manche Imker decken ihre Tränke in 20 - 30 cm Höhe ab, damit sie überfliegende, abkotende Bienen nicht verschmutzen können und so eine Übertragung der Nosema verhindert werden soll. Heute wissen wir, dass die UV-Strahlen der Sonne Nosemasporen abtöten und eine nicht abgedeckte Tränke wärmer ist. Imker, die in der glücklichen Lage sind, ihre Bienen im eigenen Garten am Haus zu haben, können bei ungünstigem Flugwetter oder bei Zeiten mit trockenen Ostwinden alle Tage die Rasenfläche vor dem Bienenstand mit einem Wasserschlauch oder Gießkanne besprengen, um den Bienen das Wasserholen zu erleichtern. Dieses Wasser wird besser angenommen als eine Tränke.

Ein Volk dehnt sein Brutnest nach beiden Seiten schneller aus, als nur nach einer Seite. Bei Warmbaubeuten ist ein Korrektureingriff nur erforderlich, wenn das Volk ganz hinten sitzt. Durch die Lage des Flugloches an der Beutenfront entwickelt sich im Normalfall das Volk von vorn nach hinten. Sitzt es beim Ziehen der Windeln extrem weit hinten, so hat es entweder kein Futter oder die vorderen Waben sind Pollenbretter, die bis auf zwei entnommen werden. Anschließend wird das Brutnest nach vorne gerückt und hinten mit Leer - oder Futterwaben aufgefüllt. Ein Einengen ist nur bei kleinen Völkern angebracht. Die abgefallenen Milben werden bei uns nicht beachtet, da wir im brutlosen Zustand der Völker eine zweimalige Perizinbehandlung durchgeführt haben, die uns die Gewähr für eine geringe Anfangspopulation bietet. Außerdem hat die Wintergemülluntersuchung keinerlei Aussagekraft über den tatsächlichen Milbenbefall eines Volkes.

Korrektureingriffe zu so früher Zeit müssen ruhig und behutsam ausgeführt werden. Nach Möglichkeit sollten die Waben des Brutkörpers nicht zerlegt werden. Die Waben nur vorsichtig lockern und den gesamten Block verschieben. Bei Hinterbehandlungsbeuten ist das nicht möglich, deshalb sollte man bei dieser Beuteart warten, bis das Brutgeschäft weiter fortgeschritten ist. Die Königinnen werden oft von den Bienen aus Angst um ihre Mutter eingeknäult und sind verloren. Am Abend des ersten Reinigungsfluges hören wir die Völker kurz ab. Sollte ein Volk heulen, so hat es seine Königin verloren. Bei starken Reinigungsflügen können auch die Königinnen mitfliegen. Heulen mehrere Völker, kann es sich um Durstnot handeln. Klopft man mit dem Zeigefinger einmal kräftig an die Stirnwand und das Heulen verstärkt sich und ebbt nur langsam ab, so ist das Volk weisellos und wird mit dem Nachbarn sofort vereinigt, indem man es oben draufsetzt. Ebbt das Heulen nach ganz kurzer Zeit ab und bleibt aber auf leisem Niveau hörbar, so hat das Volk Durstnot. Nach einer flüssigen Honig- oder Zuckerwassergabe 1 : 1 verschwindet das Heulen nach kurzer Zeit.  

Eine Standortwahl hängt von vielen Faktoren ab und bedarf einer sorgfältigen Überlegung. Durch die zunehmende Überempfindlichkeit unserer Mitmenschen ist eine Bienenhaltung in dicht besiedelten Gebieten nicht empfehlenswert. Auch wenn dort die Bienenhaltung ortsüblich ist, kann man sich viel Ärger ersparen, und optimale Ernten sind wegen der sterilen Rasenflächen sowieso nicht zu erwarten. 

Geeigneter sind die Ortsränder. Durch den vermehrten Rapsanbau sind diese Gebiete wieder attraktiver geworden, da gerade im Frühjahr im Ort ein reichhaltiges Pollenangebot vorhanden ist, dass die Bienen ohne große Belästigung der Bewohner nützen können. Liegt ein Ort mitten in einem Getreide- oder Ackerbaugebiet, so sollte nach der Rapstracht eine Nahwanderung in den Wald erwogen werden. Die Forstämter sind angehalten, die Imkerei im Forst zu fördern. Hier gibt es zwei Möglichkeiten. Soll der Bienenstand im Forst aufgestellt werden und dort verbleiben, so muss mit dem Forstamt ein Pachtvertrag abgeschlossen werden. Will man seine Völker nur während der Waldtracht im Forst aufstellen, genügt ein Bienenweidevertrag, der wesentlich günstiger ist als ein Pachtvertrag. 

Die besten Erfahrungen habe ich mit der Aufstellung von Bienen in lichten Auwäldern gemacht. Im Frühjahr kann die Sonne ungehindert durch die noch kahlen Laubbäume ihre wärmenden Strahlen auf die Völker senden und im Sommer werden sie dann durch das Laub gut beschattet. Diese Auwälder sind meist mit vielen Wildweiden durchsetzt, die durch ihre verschiedenen Blühzeiten eine lange Weidenpollentracht spenden. Die Entwicklung der Völker ist in solchen Lagen enorm und trotzdem neigen diese Völker durch die anschließende Beschattung nicht so leicht zum Schwärmen. Die Größe eines Bienenstandes sollte sich immer nach dem Trachtangebot richten. Ein fester Heimstand sollte nicht mehr als 15 - 20 Völker haben. Möchte man mehr Völker, so wäre es ratsam mehrere Stände zu bauen, die ca. 1 km auseinander liegen sollten. Günstig wäre eine so genannte Wanderstraße, das heißt, alle Stände können auf einem Weg angefahren werden. Bei Wanderungen in eine Massentracht wie Raps, Fichte, Tanne oder Heide, spielt die aufgestellte Völkerzahl eine untergeordnete Rolle.  

Auch ein Standortwechsel ist um diese Zeit am günstigsten, da die Flugweiten noch gering sind. Bei kurzen Entfernungen bis ca. 1 km ist der Tag des Reinigungsfluges am günstigsten.  

Auch Umstellungen von nur wenigen Metern können an diesem Tag erfolgen. Dabei ist folgendes zu beachten: Früh morgens werden die Fluglöcher verschlossen. Wenn die Flugtemperatur von ca. 10°C erreicht ist, lädt man Volk für Volk auf einen Schubkarren und fährt damit 5 Minuten über holpriges Gelände, damit das Volk in Aufregung versetzt wird, stellt es dann auf den neuen Platz und öffnet sofort das Flugloch. Die Bienen stürzen heraus um nachzusehen was los ist, und fliegen sich dabei sofort auf den neuen Standort ein. Bei größeren Entfernungen genügt die Aufregung durch den Transport. Man sollte aber immer darauf achten, dass die Ankunft am neuen Standort und die Fluglochfreigabe zu Beginn des Fluges erfolgt, solange die Völker noch aufgeregt sind. Mit dieser Methode verstellen wir in Weihenstephan jährlich 15 Völker aus dem Bienenhaus auf einem Bruckwagen und fahren sie 1 km zu einer Obstanlage. Obwohl der alte Standplatz bzw. das Bienenhaus sichtbar ist, ist noch keine Biene zurückgeflogen.  

Will man einen ganzen Stand verlegen, so stellt man die Völker vorsichtig aus dem alten Stand auf die Seite, baut den Stand ab und am neuen Platz wieder auf und verfährt nun wie vorher beschrieben. 

Hierzu ein Erlebnis von meinen früheren Heidewanderungen. Wandertermin war immer der erste Samstag im August. Die Lastwagen waren organisiert (damals gar nicht so einfach) und die Völker (Nigra) hingen in ganzen Bärten vor den Fluglöchern. Mit Wasser und Karbollappen wurden nun abends die Bienen in die Kästen getrieben, die Fluglöcher verschlossen und die Wanderlüftungen aufgemacht. Morgens um 3.00 Uhr sollte das Laden beginnen. Da zog eine Wetterfront auf und es regnete, was vom Himmel kam. Da die Wanderlüftungen bei den alten Zanderbeuten im Deckel waren, war guter Rat teuer. Als die Lastwagen kamen, entschlossen wir uns trotzdem aufzuladen und die Völker mit einer Plane abzudecken. Am Wanderplatz angekommen, regnete es immer noch. Also wurden die Völker abgeladen, in den vereinseigenen Wanderstand gebracht und die Fluglöcher geöffnet. Ein Flug war nicht zu erwarten und so fuhren wir wieder nach Hause. Ein Landwirt in der Nähe des Wanderstandes hatte sich bereiterklärt, täglich die Veränderungen am Waagstock  abzulesen und am Wochenende eine vorbereitete Postkarte zu schicken. Es regnete damals noch drei Tage. Das Waagvolk zeigte an diesen drei Tagen weder eine Abnahme noch eine Zunahme. Am 4. Tag, einem herrlichen Flugtag, zeigte das Waagvolk eine Abnahme von 2 kg. Ab dem 5. Tag gab es dann Zunahmen und es konnte noch eine gute Ernte erzielt werden. Fazit: die gesamten so mühsam hineingetriebenen Flugbienen flogen vollkommen beruhigt am ersten schönen Tag ohne Orientierung aus und fanden nicht mehr zurück. Seit dieser Zeit wurden keine Bienenbärte mehr in die Kästen getrieben, sondern wurden zu Kunstschwärmen zusammengekehrt und als Reservevölker am Heimstand aufgestellt. Die Biene hat ein sehr gutes Langzeitgedächtnis, das bei großer Aufregung vollkommen erlöschen kann. Das gleiche passiert auch beim Schwarmauszug.

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